Wer ist Gott? Was ist die Schöpfung? Diese Fragen stellen sich alle Menschen seit Jahrtausenden. In manchen Kulturen glaubt man an viele Göttern, in anderen Religionen ist es ein einziger Gott, der Schöpfer des Universums, an den man glaubt. Manchmal drückt sich Gott in unterschiedlichen Aspekten aus, und manchmal ist von der Göttin die Rede. Doch was ist die Gemeinsamkeit aller dieser Vorstellungen?
Sind wir selbst ein Teil von Gott und seiner Schöpfung?
Tief in ihrem Inneren spüren wir Menschen, dass wir mehr sind als ein winziger unbedeutender Teil des Ganzen. Nachdem sich im Mittelalter Kirche und Wissenschaft trennten, versuchte die Wissenschaft, die erfassbare Welt zu begreifen und zu erklären, um damit die Sicherheit wiederzufinden, die die Menschen durch die Trennung vom Glauben verloren hatte. Doch was sie fand waren nur neue Geheimnisse und Rätsel, die die alten als gelöst geglaubten Rätsel ersetzen und die Vorstellung vom Universum vergrößerten.
Interessanterweise bewegt sich die Wissenschaft nun wieder auf spirituelle Vorstellungen zu, nachdem die Quantenphysik entdeckt wurde. Sie stößt auf Erscheinungen und Zusammenhänge, die etwas Unglaubliches zum Ausdruck bringen: Alles ist miteinander in einem Bewusstseinsfeld verbunden!
Mit dieser Erkenntnis nähert man sich den Vorstellungen vieler östlichen Religionen an, nämlich der, dass es keinen Gott als Person gibt, der irgendwo da draußen sitzt, uns beobachtet um uns schließlich zu richten und entweder in die Hölle zu schicken oder in den Himmel. Gott wird in diesen Religionen als die Summe der gesamten Schöpfung erkannt: Gott ist ALLES, WAS IST, und somit sind wir ein Teil des einen Gottes, haben im wörtlichen Sinne Gottes Eigenschaften geerbt, sind Göttliche Kinder. Doch Gott ist auch ALLES, WAS NICHT IST, denn Gott enthält auch das Potential aller möglichen Schöpfungen in nicht-manifester Form als Geistiges Konzept.
Ich möchte hier zu Verdeutlichung einen Abschnitt aus dem wundervollen Buch "Gespräche mit Gott" von Neale Donald Walsch (Goldmann-Verlag) zitieren. Hier beschreibt sich Gott selbst in ganz klarer Weise:
Am Anfang war nur das, was IST, und nichts anderes. Doch ALLES-WAS-IST konnte sich selbst nicht erkennen - weil ALLES-WAS-IST alles war, was da war, und nichts sonst. Und daher war ALLES-WAS-IST ... nicht. Denn in Abwesenheit von etwas anderem ist ALLES-WAS-IST nicht. Das ist das große IST / IST NICHT, auf das sich die Mystiker seit Anbeginn der Zeit bezogen haben.
ALLES-WAS-IST wusste, dass es alles war, was da war - aber das war nicht genug, weil es seine vollendete Großartigkeit nur begrifflich, nicht aber erfahrungsgemäß erkennen konnte. Doch es sehnte sich nach der Erfahrung seiner selbst, es wollte wissen, was es für ein Gefühl ist, so großartig zu sein. Das war jedoch unmöglich, weil schon der Begriff "großartig" relativ ist. ALLES-WAS-IST konnte nicht wissen, was für ein Gefühl es ist, großartig zu sein, solange sich nicht das, was nicht ist, zeigte. In der Abwesenheit von dem, was nicht ist, ist das, was IST, nicht. ...
ALLES-WAS-IST wusste eines, nämlich dass da nichts anderes war. Und so konnte und würde es sich niemals von einem Bezugspunkt außerhalb seiner selbst kennen lernen. Ein solcher Punkt existierte nicht. Es existierte nur ein Bezugspunkt, und das war der einzige Ort im Innern. Das "Ist / Ist Nicht". Das "Bin / Bin Nicht".
Doch das ALLES VON ALLEM entschied sich dazu, sich selbst erfahrungsgemäß kennenzulernen.
Diese Energie - diese reine, unsichtbare, unhörbare, unwahrnehmbare und von daher einem-jeden-anderen-unbekannte Energie - entschied sich, sich selbst als diese vollendete Großartigkeit zu erfahren, die ES war. Und es erkannte, dass es sich dazu eines Bezugspunktes im Innern bedienen musste.
Es folgerte ganz richtig, dass jeder Teil SEINER SELBST notwendigerweise weniger als das Ganze sein musste, und dass, wenn es sich selbst in Teile aufteilte, jeder Teil, der ja weniger war als das Ganze, auf den Rest SEINER SELBST blicken und Großartigkeit wahrnehmen konnte.
Und so teilte sich ALLES-WAS-IST in sich selbst - wurde in einem gloriosen Augenblick das, was dies ist, und das, was das ist. Zum ersten Mal existierten dies und das gesondert voneinander. Und doch existierte beides zugleich und tat all das, was keines von beiden war.
So kam es, dass plötzlich drei Elemente existierten: Das, was hier ist. Das, was dort ist. Und das, was weder hier noch dort ist, aber existieren muss, damit das Hier und das Dort existieren können. Es ist das NICHTS* , in dem alles enthalten ist. Es ist der NICHT-RAUM, der den RAUM enthält. Es ist das ALLES, das die TEILE enthält. ...
Nun, dieses NICHTS, in dem ALLES enthalten ist, ist das, was manche Menschen Gott nennen. Doch das ist auch nicht ganz präzise, denn dies hieße, dass es etwas gibt, das Gott nicht ist - nämlich alles, was nicht NICHTS ist. Aber ich bin ALLE DINGE - sichtbar und unsichtbar. Deshalb ist die Beschreibung von mir als das Große Unsichtbare, das Kein-Ding oder der Raum Dazwischen, eine im wesentlichen dem Osten entstammende mystische Definition von Gott, nicht präziser als die im Westen geläufige praktische Definition, derzufolge Gott alles ist, was sichtbar ist. Das Verständnis derer, die glauben, dass Gott ALLES-WAS-IST und ALLES-WAS-NICHT-IST, ist korrekt.
Nun, durch die Erschaffung dessen, was "hier", und dessen, was "dort" ist, versetzte Gott sich in die Lage, sich selbst zu erkennen. Im Moment dieser großen Explosion aus dem Innern erschuf Gott die Relativität - das grösste Geschenk, das Gott sich je selbst machte. Von daher ist die Beziehung das grösste Geschenk Gottes an euch, ein Punkt, über den wir später im Einzelnen sprechen werden.
Aus dem Kein-Ding ging also Alles hervor - ein spirituelles Ereignis, das völlig vereinbar, identisch ist mit dem, was eure Wissenschaftler die Theorie des Urknalls nennen.
Mit der rasend schnellen Ausbreitung der Elemente wurde die Zeit erschaffen, denn ein Ding war erst hier, dann war es dort - und die Dauer seiner Bewegung von hier nach dort war messbar.
So wie die sichtbaren Teile SEINER SELBST sich in "Relation" zueinander zu definieren begannen, taten dies auch die unsichtbaren Teile.
(Neale Donald Walsch, "Gespräche mit Gott - Band 1" S. 47-50, Goldmann-Verlag)
Gott und die Schöpfung
Wir finden also Gott wieder als allumfassendes Ganzes, welches die ganze Schöpfung, aber auch die Nicht-Schöpfung in sich vereint. Was ist die Nicht-Schöpfung?
Stell Dir vor, dass Du ein Bild malen willst. Du entscheidest Dich schließlich für ein Stillleben, eine Vase mit einem schönen Blumenstrauss. Dieses Bild ist, wenn Du es gemalt hast, Deine Schöpfung. Die Summe aller möglichen Bilder, die Du auch hättest malen können, für die Du Dich aber nicht entschieden hast, ist in diesem Moment Deine Nicht-Schöpfung. Sie ist zwar als Summe aller Möglichkeiten vorhanden - als geistiges Konzept - aber sie wurden nicht realisiert. Die Nicht-Schöpfung enthält also das Potential aller Möglichkeiten, die geschaffen werden könnten, ist unbegrenzt, unendlich.
Das Feld des reinen Potential ist das Bewusstseinsfeld, das Feld der Quantenwahrscheinlichkeiten. Es enthält alle Möglichkeiten, die sich das Bewusstsein Gottes erdenken kann. Ich möchte hierzu wieder ein Bild geben aus der Physik:
In der Physik kennen wir Töne, die durch mechanische Schwingungen erzeugt werden. Überlagern wir alle Töne (Tonhöhen, Frequenzen), so hören wir nur noch Rauschen. Nehmen wir ein Filter, mit dessen Hilfe wir einen bestimmten Frequenzbereich aus diesem Rauschen herausziehen können, so hören wir wieder der Schwingungen der Töne.
Analog zu diesem akustischen Gedankenexperiment beschreibe ich nun ein Experiment aus der Optik, dass Du sicher kennst: Nimm ein Prisma und halte es in das Sonnenlicht. Das weiße Sonnenlicht enthält alle Farben, die durch das Prisma in den Regenbogen zerlegt werden.
Und so kannst Du Dir Schöpfung vorstellen: Im Feld der Quantenwahrscheinlichkeiten existieren alle denkbaren Schöpfungen als rein geistige Konzepte gleichzeitig und überlagern sich zu dem Quantenrauschen (ALLES-WAS-NICHT-IST). Richtest Du nun einen schöpferischen Gedanken wie ein Filter auf dieses Rauschen, indem Du Deine Aufmerksamkeit auf einen Ausschnitt lenkst, so entsteht daraus das, was Du Dir erdacht hast. Du kristallisierst aus dem Feld aller Möglichkeiten Deine Schöpfung heraus.
Abschließen möchte ich mit einer kleinen Geschichte:
Mittagessen mit Gott
Ein kleiner Junge wollte Gott treffen. Er packte einige Coladosen und Schokoladenriegel in seinen Rucksack und machte sich auf den Weg. In einem Park sah er eine alte Frau, die auf einer Bank saß und den Tauben zuschaute.
Der Junge setzte sich zu ihr und öffnete seinen Rucksack. Als er eine Cola herausholen wollte, sah er den hungrigen Blick seiner Nachbarin. Er nahm einen Schokoriegel heraus und gab ihn der Frau. Dankbar lächelte sie ihn an - ein wundervolles Lächeln! Um dieses Lächeln noch einmal zu sehen, bot ihr der Junge auch eine Cola an. Sie nahm sie und lächelte wieder, noch strahlender als zuvor. So saßen die beiden den ganzen Nachmittag im Park, aßen Schokoriegel und tranken Cola. Sie sprachen kein Wort.
Als es dunkel wurde, wollte der Junge nach Hause gehen. Nach einigen Schritten hielt er inne, ging zurück und umarmte die Frau. Die schenkte ihm dafür ihr allerschönstes Lächeln.Zu Hause fragte ihn seine Mutter: "Was hast du denn heute Schönes gemacht, dass du so fröhlich aussiehst?" Der Junge antwortete: "Ich habe mit Gott Mittag gegessen - und sie hat ein wundervolles Lächeln!"
Auch die alte Frau war nach Hause gegangen, wo ihr Sohn sie fragte, warum sie so fröhlich aussehe. Sie antwortete: "Ich habe mit Gott Mittag gegessen - und er ist viel jünger, als ich dachte."
(Herkunft unbekannt)