"Wie einfach ist doch die Erlösung! Alles, was sie aussagt, ist, dass das, was niemals wahr gewesen ist, auch jetzt nicht wahr ist und es niemals sein wird. Das Unmögliche ist nicht geschehen und kann keine Wirkungen haben. Und das ist alles ...
Wie schwierig ist es denn zu sehen, dass das, was falsch ist, nicht wahr sein kann und dass das, was wahr ist, nicht falsch sein kann?"
(aus "Ein Kurs in Wundern", Helen Schucman, William Thetford, Greuthof-Verag, S. 648)
Was ist "wahr", und was ist "falsch"?Wenn ich diese Frage stelle, spreche ich nicht von der üblichen Definition von "richtig" und "falsch", wie wir sie über unseren Verstand definieren.
Im "Verständnis" unseres Ego-Verstandes sehen wir alles das als "richtig" an, was unserer persönlichen Absicht dient (unabhängig von dessen Wirkung auf die Anderen bzw. den Rest der Schöpfung), und wir sehen alles das als "falsch" an, was unserem eigenen Wünschen und "Haben wollen" entgegen steht.
Innerhalb dieser individuellen Definition von "richtig" und "falsch" gibt es eine gigantische Werteskala, die sich darin unterscheidet, wie weit oder wie wenig weit wir in unserem Bewusstsein entwickelt sind. Die einen empfinden es als "richtig", wenn sie ihren eigenen Profit maximieren - ohne Rücksicht auf die Folgen. Die anderen empfinden es als "richtig", wenn sie in harmonischem Einklang und in Balance mit der ganzen Schöpfung leben - und diese Menschen kommen oft zutiefst in innere Konflikte, wenn ihre Vorstellung konträr zur äußeren Realität zu stehen scheint.
Wie kann es sein, dass es so unterschiedliche Werteskalen von "richtig" und "falsch" gibt, und dass auch die Menschen, die das "richtige" richtig verfolgen oft zutiefst in Konflikt mit der äußeren Welt geraten?
Die Schwierigkeit in unserem Bewusstsein liegt darin, dass wir uns - mehr oder weniger - zutiefst getrennt von der Schöpfung fühlen, selbst dann, wenn wir bereits einen großen Weg im Erwachen unseres Bewusstseins voran geschritten sind. Wir wissen auf einer tiefen Herzensebene sehr wohl, dass wir alle EINS sind, EINS mit dem Einen Schöpfer, EINS mit der ganzen Schöpfung, EINS mit ALLEM, WAS IST. Manchmal fühlen wir das auch, wenn es uns gelingt, aus unserem Ego-Verstand auszubrechen und uns auf einer tiefen Seelenebene mit anderen Menschen, mit Tieren oder mit der Natur zu verbinden. Doch dann kommen wieder die Momente, in denen "äußere Umstände" uns scheibar das Gegenteil dessen präsentieren, was für uns "wahr" ist, "wahr" sein müsste. In solchen Momenten beginnt der innere und schließlich auch der äußere Kampf gegen das, was ist - oder besser gesagt das, was zu sein scheint. Wir lehnen die äußeren Umstände oder die äußere Verhaltensweise eines Menschen ab, weil sie unserer Vorstellung von dem, was sein sollte widerspricht. Und mit dieser Ablehnung, dieser Nicht-Akzeptanz verleihen wir diesem Umstand oder Verhalten Realität und zementieren diese Manifestation unserer Realität fest ein. Je mehr wir in die Ablehnung gehen, desto mehr halten wir fest - und verhindern so, dass der äußere Umstand ins Fließen kommen und sich verändern kann. Wir verhindern auf diese Weise auch, dass wir den Höheren Sinn und Zweck des Umstandes erfassen.
Was ist also "richtig" und "falsch" bzw. "wahr" und "falsch"? Es ist die Höchste Wahrheit über ALLES-WAS-IST, die in unserem teifsten Herzen wohnt und sich uns - wenn wir bereit sind, es zu hören und zu fühlen - sehr genau mitteilt, die uns sagt, was in diesem Höchsten Sinn "wahr" ist. Und folglich ist alles andere "falsch".
"Ein Kurs in Wundern" besagt, dass wir diese Höchste Wahrheit nur dann in unsere Erfahrung, in unser SEIN, FÜHLEN und ERLEBEN bringen können, wenn wir uns nicht mehr von dem, was "falsch" ist täuschen lassen, uns nicht mehr von der Illusion des Nicht-Göttlichen an der Nase herumführen lassen, sondern bereit sind, durch diese Illusion hindurch sehen, um das Göttliche und Vollkommene, die Höchste Wahrheit hinter ALLEM zu sehen. Denn erst dann, wenn wir diese zu sehen bereit sind, kann sie sich uns zeigen.
Dies gilt ganz besonders in der Begegnung mit anderen Menschen. Jesus sagte immer wieder, dass wir alle Brüder und Schwestern im Geist Gottes sind. Als Kinder Gottes sind wir dies tatsächlich, und unsere Verwandtschaft ist viel größer, viel näher, als dies die äußere Form vorgibt. Wir bestehen aus der selben Göttlichen Essenz, sehnen uns alle - ohne Ausnahme - in unserem Herzen zutiefst danach, uns in der Höchsten Form zu verwirklichen und zum Ausdruck zu bringen, vollkommen frei zu sein und diese Freiheit und schöpferische Kreativität miteinander zu teilen und zu feiern, um sie so auf der Ebene der Erfahrung kennen zu lernen. Hierin besteht wahrlich kein Unterschied zwischen allen Geschöpfen, auch wenn diejenigen, die den inneren Zugang zu ihrer wahren Göttlichen Quelle vergessen oder verleugnet haben aus der Illusion der Trennung und dem damit verbundenen Glauben an den Mangel heraus andere, destruktive Wege wählen, um sich zu verwirklichen. Doch der Göttliche Funke ist in Allem, denn es gibt keine Schöpfung, keine Präsenz außerhalb von Gott - und somit ist Göttliche Präsenz in Allem.
Die zwei Wege, die uns wieder bewusst in die Verbindung mit der Göttlichen Quelle und die Erfahrung unserer Höchsten Göttlichen Wahrheit bringen
Es gibt zwei Wege, die beide gleichzeitig beschritten werden müssen, um uns wieder in unser Göttliches Sein und die Erfahrung der Höchsten Wahrheit und Realität zu bringen. Der erste Weg ist der, der Vergebung. Der zweite Weg ist der der bewussten Rückverbindung zu unserer Höchsten Wahrheit.
Die Vergebung
Als Jesus Christus ans Kreuz geschlagen wurde, betete er noch für die beiden "Verbrecher", die links und rechts neben ihm ans Kreuz genagelt waren. Er sprach "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun".
Ebenso vergab er den Menschen, deren Handlungen dazu geführt hatten, dass er selbst ans Kreuz geschlagen wurde. Er kannte seinen Weg, auch das damit verbundene Leiden, dass er durchmachen musste, um dann schließlich durch seine Auferstehung zum lebendigen Beweis des Ewigen Lebens und der Höheren Göttlichen Realität zu werden. Er hätte auch einfach ein Wunder vollbringen und verhindern können, dass er getötet würde. Doch dann hätte er die Vollendung seiner Mission verhindert. Er hätte sie verhindert, weil er dann die Aussage gemacht hätte: "Wir sind unser Körper, und wir sind sterblich, begrenzt und zum Tode verdammt". Diese Aussage wäre Rechtfertigung für all die "Gottlosen Handlungen" geworden, die so viele Menschen dazu bringen, den Planeten und alles Leben zugunsten des eigenen Profites auszubeuten, um innerhalb des begrenzten Lebens so viel wie möglich an sich zu raffen (denn es gibt nach dem Tod ja nichts mehr).
Doch Jesus wählte den Weg seines Leidens und der Auferstehung - und damit den Weg der Transzendierung der begrenzten physischen Welt und der Rückverbindung der ganzen Menschheit an ihr Wahres, Göttliches Selbst.
Was bedeutet Vergebung wirklich?
Es geht in der Vergebung nicht darum, die Aussage zu machen, "OK, ich vergesse, was Du mir angetan hast und verzichte auf Vergeltung", denn diese Aussage besagt, dass zwischen mir und dem Anderen eine Opfer-Täter-Beziehung besteht, in der der Andere mir eine Verletzung zugefügt und ich Schmerz und Leiden erduldet habe und verletzt wurde. Mit einer solchen Aussage behaupte ich, dass ich mein Körper bin (und der andere ebenso). Es ist eine Aussage der Trennung von der Schöpfung, in der jedes einzelne Fragment gegen alle anderen Fragmente um das Überleben kämpfen muss. Und das ist nicht die Höchste Wahrheit über mich, über uns alle, über die Schöpfung. Machen wir eine solche Aussage, so glauben wir an das, was "falsch" ist, obgleich wir in unserem Herzen zutiefst wissen, dass dies nicht die "Wahrheit" ist.
In der Vergebung geht es vielmehr darum, dass wir uns an die höchste "Wahrheit" dessen erinnern, WER und WAS wir WIRKLICH sind: Vollkommene Göttliche Schöpferwesen, die immer vollkommen und ganz, HEIL waren, und die immer vollkommen und ganz, HEIL, sein werden. Erkennen wir dies an, so werden wir uns der Wahrheit dessen bewusst, dass es keine Verletzung gibt, und dass es somit auch kein Opfer und keinen Täter gibt.
In dem von mir entwickelten Prozess der "Seelenkommunikation" können wir genau diese Erfahrung machen, indem wir uns auf der Ebene außerhalb der Dualität, der Illusion der Trennung mit der anderen Seele verbinden und wirklich zutiefst diese Wahrheit fühlen, sie erfahren können. Ob dieser Prozess jeweils funktioniert, hängt davon ab, in wieweit der Betreffende dazu bereit ist, diese Göttliche Vollkommenheit sowohl in der anderen Seele ("Täterseele"/ "Opferseele"), als auch in der eigenen Seele ("Opferseele" / "Täterseele") anzuerkennen und zu sehen. So konnte ich schon mehrfach erstaunliche Prozesse begleiten, in einem speziellen Fall auch in zeitlichem Abstand mit einem Teilnehmer den Unterschied erleben, den es ausmacht, wenn der/die Betreffende die Anerkennung des Göttlichen im Anderen (in sich selbst) verweigert, oder sie schließlich annimmt.
Wir können den Prozess der Seelenkommunikation auch auf äußere Umstände ausdehnen, denn diese sind ja ebenso von Menschen erschaffen. Glauben wir, dass wir begrenzte, verletzliche und sterbliche Wesen wären, die getrennt vom Rest der Schöpfung (und somit auch getrennt von Gott) existieren, so leben wir in tiefster Angst und werden von den äußeren Ereignissen wie ein Blatt im Sturm herumgeschubbst. Doch in dem Augenblick, in dem wir wieder die "Wahrheit" über unser Sein als "Vollkommenes, ewiges Göttliches Wesen" annehmen, sind wir wieder verbunden und der Prozess der Heilung, der GANZ-Werdung beginnt. In "Ein Kurs in Wundern" wird zum Ausdruck gebracht dass wir uns selbs angreifen, wenn wir jemanden anderen (oder einen äußeren Umstand) angreifen, weil wir damit die Aussage machen, dass wir angreifbar, verletzlich sind (und dies widerspricht ja der "Wahrheit" über uns). Treffen wir also die Wahl, nur das zu glauben, was "wahr" ist, und durch das hindurch zu sehen, was "falsch" ist (also was nicht der Höchsten Wahrheit und Realität über die Schöpfung entspricht), so tritt Heilung ein und die Hlchste Wahrheit kann sich uns zeigen. Entscheiden wir uns jedoch, an das zu glauben, was "falsch" ist, was also nicht der Höchsten Wahrheit über die Schöpfung entspricht, so machen wir die Aussage, das das "falsche" real ist - und bringen es somit in unsere äußere und innere Erfahrung. Es wird dann unmöglich, dass sich uns das Vollkommene, Göttliche zeigt.
Die bewusste Rückverbindung zu unserer Höchsten Wahrheit
Solange wir zutiefst mit unserer äußeren Realität beschäftigt sind und unsere gesamte geistige, emotionale und körperliche Kraft dazu aufwenden, äußere Ereignisse zu unseren Gunsten zu verändern, verlieren wir den Kontakt zu unserem Innersten, zu unserem Wahren, Göttlichen Sein. Wir verlieren diese Anbindung an unsere eigentliche, Wahre Quelle deshalb, weil wir durch unsere von Mangelgefühlen und Ängsten getriebenen Handlungen die Aussage machen, dass wir keine vollkommenen, Göttlichen Schöpferwesen sind. Wir verlieren damit auch unser Ur-Vertrauen in die Höhere Göttliche Intelligenz, die uns zu unserer Höchsten Erfahrung des Seins führen kann, wenn wir dies zulassen. Gerade dann, wenn wir - wie in diesen intensiven, individuell wie kollektiv und global herausfordernden Zeiten der Transformation - überschüttet werden von unseren Schatten, neigen wir dazu, noch mehr ins Außen zu gehen, anstatt die Antworten tief in unserem Herzen zu suchen. Wir verlieren das Gefühl über das, WER und WAS wir WIRKLCIH SIND.
Um uns wieder bewusst mit der Göttlichen Quelle und unserer Höchsten Wahrheit zu verbinden, brauchen wir also Ruhephasen, Phasen des Rückzugs von der hektischen äußeren Welt, in denen wir uns erlauben, wieder uns selbst zu spüren und unsere Seele zu fühlen. Darüber hinaus ist es wichtig, dass wir uns wieder daran erinnern, zu welchem Zweck wir überhaupt eine physische Realität erschaffen haben: Zu dem Zweck, unserer Göttlichkeit und unserer Höchste Liebe in der Form Ausdruck zu verleihen und sie so über die Begrifflichkeit hinaus in unserer ERFAHRUNG zu bringen. Erinnern wir uns daran: Die Schöpfung ist ein unendlicher Kreislauf, innerhalb dessen wir immer wieder neue Ausdrucks-Formen erschaffen. Diese äußere Form ist nicht unsere Realität, sondern sie ist nur ein Werkzeug, mit dessen Hilfe wir unserem Wahren Selbst einen Ausdruck verleihen können. Setzen wir die vergängliche und sich stetig wandelnde Form an die Stelle unseres Wahren, Ewigen Selbtes, so verlieren wir uns in Trennung, Angst und Mangelgefühlen. Rückverbindung heißt, dass wir diese "falsche" Sichtweise korrigieren und uns immer wieder von Neuem bemühen, die "Wahrheit" über uns selbst und die Schöpfung zu sehen und nur dieser Ausdruck zu verleihen. Wir können dann entdecken, dass alles in größere Zusammenhänge eingebettet ist und immer nur diesem einen Zweck gedient hat und dient. Damit wird der Schöpfung ihre Vollkommenheit zurück gegeben, und wir können plötzlich Stück für Stück auch das Göttliche und Vollkommene, die ursprüngliche Höchste Absicht und Essenz der allumfassenden Liebe im Anderen sehen. Das oft vom Dalai Lama verwendete Wort "Mitgefühl" bringt es genau auf den Punkt: Wir fühlen uns in den Anderen hinein und sehen durch alle Schleier hindurch sein Wahres Wesen, seine Göttliche Präsenz und Schönheit - auch dann, wenn der Andere diese vor uns noch verbirgt. Doch mit dieser Bereitschaft, dieses Göttliche im Anderen zu sehen, machen wir es überhaupt erst möglich, dass der Andere einen Weg finden kann, diese uns auch zu zeigen. Damit dies gelingen kann, müssen wir jedoch zuerst das Göttliche, Vollkommene, Unverletzliche, Ewige in uns selbst sehen können.
Je mehr uns dies gelingt, desto mehr können wir auch in der äußeren Welt, in der Natur, in den Menschen, hinter allen Erscheinungsformen die Göttliche Präsenz und Höchste Wahrheit sehen. Gott beginnt, sich uns zu offenbaren!
Dies ist der Weg, der Frieden in unser Herz und in unser Leben bringt. Auf diesem Weg müssen wir folgende Schritte gehen:
- Uns daran erinnern, WER und WAS WIR wirklich sind
- Uns daran erinnern, WER und WAS der Andere ist
- Uns daran erinnern, welchen Zweck unsere physische Existenz in Wahrheit hat: Die Form als Werkzeug, als Mittel zum Ausdruck unseres Wahren, Göttlichen Selbstes im Höchsten Ideal zu verwenden, anstatt die Form mit dem Zweck des Lebens zu verwechseln.
- Wahre Vergebung üben, indem wir die Wahrheit über unsere eigene Unverletzlichkeit und die des Anderen aussprechen und annehmen. Es gibt dann keine Opfer und Täter mehr, sondern nur noch Seelen, die einander begegnen, um sich dazu zu bringen, sich an die Höchste Wahrheit über sich selbst und die ganze Schöpfung zu erinnern.
Dies ist es, was Auferstehung von den Toten bedeutet: Wir nehmen unsere Höchste Realität als Ewige, Göttliche, Vollkommene Wesen wieder an und bringen diese in ihrem Höchsten Ideal zum Ausdruck. Verweigern wir die Annahme des Himmels, so sind wir im wahrsten Sinne des Wortes "tot" - so lange, bis wir die Wahl treffen, das Geschenk des Himmels wieder anzunehmen und nach Hause zurück zu kehren. Doch das "Zuhause in Gott" ist nicht aißerhalb von uns, es ist mitten IN UNS. Gott ist hier! Gott ist überall! Es gibt keinen Ort, keine Zeit, keinen Raum und keine Dimension, in der Gott nicht ist - es gibt nichts außerhalb von Gott.
Dies ist auch die tatsächliche Bedeutung des "Aufstiegs ins Licht": Wir erinnern uns wieder an unser Wahres Sein und lösen die Illusiion der Trennung von Gott auf. Wir treffen diese Wahl - irgendwann - ganz freiwillig, zunächst als Einzelne, dann kollektiv als Ganzes. Und damit wird die ganze Menschheit, der ganze Planet Erde aus der Illusion der Dunkelheit erwachen, ins Göttliche Licht aufsteigen und zur Verwirklichung des Himmels werden. Gottes Reich ist auf Erden wiederhergestellt!
In Liebe und tiefer Verbundenheit
Martin Heinz
Bildquelle: © Martin Heinz